Ort mit Geschichte(n): Stasi, „Jam Dancehall“, dann „Alpen Max“ in Leipzig

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Leipzig – heute eine Stadt, die durch den Mitteldeutschen Rundfunk und die Buchmesse für Medien- und Meinungsfreiheit steht. Noch vor 32 Jahren landeten Menschen in dieser Stadt im Gefängnis, weil sie ihre Meinung sagten. Unsere Serie Zeitzeugen hört Gebäuden und Dingen zu, die ohne zu Sprechen eine bunte Geschichte zu erzählen haben. Heute geht es nach Leipzig, wo aus einem ehemaligen Gebäude des Ministerium für Staatssicherheit ein Ort wurde, an dem Menschen jedes Wochenende ein Stück Freiheit gefeiert haben.

Ein geteiltes Deutschland

In der DDR hat man von mir eine Weltanschauung verlangt, ohne dass ich die Welt anschauen durfte.

Manfred Krug

Das Gebäude hat eine kontrastreiche Geschichte, die man hinter dem grauen Betonklotz zunächst nicht vermuten würde. In den achtziger Jahren noch ein Mahnmal der Unterdrückung: Hier plante die Regierung Bespitzelungsaktionen und bearbeitete Unterlagen über den höchstpersönlichen Lebensbereich von DDR-Bürgern. Nach Feierabend konnte man noch schnell den Wocheneinkauf erledigen, eine Runde Kegeln, ins Kino gehen, um staatstreue Filme anzuschauen, oder die exklusiv für Mitarbeiter zugängliche Poliklinik aufsuchen. Bis 1985 wurde an diesem Gebäude gebaut, was sicher für die Zuversicht der SED in die Deutsche Demokratische Republik spricht. Bis 1989, also bis zur aller letzten Stunde der DDR, war das Ministerium für Staatssicherheit, kurz Stasi, hier untergebracht. Nur acht Jahre später sollte aus diesem repressiven Bau ein Ort des ausgelassenen Feierns werden.

Aus Überwachungszentrale wird der „Gipfel des Vergnügens“

1997 öffnete die Jam Dancehall seine Tore. Jedes Wochenende tanzte die Jugend aus Leipzig und Umgebung hier zu Electro- und Technomusik. Die Großraumdisko zog nicht nur unzählige Besucher an, sondern auch namhafte Acts wie Westbam, Dr. Motte und Marc Spoon legten hier auf. Radio NRJ Leipzig übertrug Samstags sogar live direkt aus dem Club. Nur fünf Jahre nach Eröffnung musste die Jam Dancehall allerdings schon wieder schließen.

Das heutige Schild erinnert an den letzten Partykönig dieser Räumlichkeiten Alpen Max, der 2016 ausziehen musste, weil die Stadt Leipzig Eigenbedarf für das Gebäude angemeldet hatte.

Heute werden hin und wieder Führungen durch die alten Räumlichkeiten angeboten und auch im alten Kinosaal werden immer mal wieder Filme gezeigt.

Comeback?

Der DJ Marcel Lenk möchte die schillernden Nächte im Sinne der Jam Dancehall wieder aufleben lassen. Er habe sich 2016/2017 um die Räumlichkeiten beworben. Im Innern würde man sogar noch einen vollausgestatteten Club vorfinden. Die Stadt Leipzig habe aber Pläne, die Räumlichkeiten als Archiv für Unterlagen zur Bundestagswahl zu nutzen. Es wäre sicherlich nicht der ruhmvollste Abschnitt in der Geschichte des Gebäudes. Doch es wäre ein weiteres Zeichen für Demokratie und vor allem – für Freiheit.

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Nutzer*in Gast schreibt: Sehr informativ und nett gemacht
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Nutzer*in Gast schreibt: Super! Hat viel Spaß gemacht und unbekannte Ecken gezeigt.
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