Alte Impfanstalt im Stadtteil St. Georg, Hamburg

Von der Impfanstalt zum modernen Wohnprojekt

Im Herbst lassen sich viele Menschen impfen, um einer Grippe-Infektion vorzubeugen. Auch andere Impfungen bekommen wir bei den Allgemeinmediziner*innen unseres Vertrauens. Schutzimpfungen gibt es bereits seit Beginn des 19. Jahrhunderts. In der Gesamtgeschichte der Menschheit aber dann doch noch gar nicht so lange.

Die neue lialo Tour Alster-Bille-Elbe-Grünzug: Um- und Aufbruch Ost von Norbert Rohweder führt Spieler*innen auch zur ehemaligen Impfanstalt St. Georg in Hamburg.

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Infektion, Immunisierung, Impfen – woher wissen wir das alles?

Dass Windpocken heute nicht mehr zu den größten Gefahren für den Menschen zählen, liegt am Impfstoff gegen das Virus. Bereits im antiken Griechenland erkannte man, dass eine Ansteckung und Genesung der Patienten dazu führe, dass diese später kaum neu erkrankten. Frühe asiatische Kulturen haben erste Versuche mit bewusster Ansteckung durchgeführt, um eine breite Masse der Bevölkerung zu immunisieren. Daraus sollte aber erst viele Jahrhunderte später die Praxis des gezielten Impfens entstehen. Dabei spielen Kühe eine besondere Rolle.

Die Kuh, die nicht nur muhte!

Zu einer Zeit, in der die Pocken Europa und Asien fest im Griff hatten (nahezu jeder 7. Erkrankte starb an einer Pockeninfektion), beobachtete der englische Chirurg Edward Jenner ein besonderes Phänomen. Frauen, die sich durch das Melken von Kühen mit dem für sie ungefährlichen Rinder-Pocken-Virus ansteckten und erkrankten, erkrankten später nicht nach einer Pockeninfektion. Er entwickelte die These, dass die Rinderpocken gegen die „richtigen“ Pocken immunisierten und stellte dies These kurzerhand auf die Probe.

„Er impfte einen achtjährigen Jungen mit dem Sekret aus Pusteln von einer an Kuhpocken erkrankten Frau. Nach überstandener Erkrankung steckte er den Jungen mit den echten Pocken an. Das Ergebnis bestätigte seine Vermutung. Der Junge blieb gesund, hatte also Abwehrkräfte gegen die Pocken entwickelt.“

Birgit Frohn, Diplom-Biologin, Barmer.de

Impfen und Pocken im 20. Jahrhundert

Der entwickelte Impfstoff war ein Erfolg, sodass Hessen und Bayern bereits 1806 als Pioniere eine Impfpflicht einführten. Seit 1979 gelten die Pocken als ausgerottet. Oft wurden für die groß angelegten Kampagnen sogar große Impfanstalten gebaut und genutzt. So konnten viele Menschen auf einmal geimpft für einen kurzen Zeitraum genau beobachtet werden. Nach dem die Pocken-Epidemie abflaute, wurden viele dieser großzügigen Gebäude umfunktioniert. So auch die Impfanstalt in St. Georg.

Viele der Prinzipien, die beim Bau dieser Gebäude so wichtig waren, haben auch heute noch ihre Bedeutung.

Das Wohnprojekt Brennerei hat diverse Konzepte übernommen, auch wenn man heute leider keine Kühe mehr im ehemaligen Stallbereich vorfindet. Doch im Bereich Belüftung, Licht und Begrünung zeigt sich die Zeitlosigkeit dieses Gebäudes.

Im folgenden Video sehr ihr, wie das ganze heute aussieht.

Von der Impfanstalt zum Wohnprojekt – Ein Baudenkmal in St. Georg
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